Einzeln stark, gemeinsam unschlagbar: Der Lindbergh Palace, die Pantone und das Eulenglück bilden zusammen Braunschweigs solidarisches Club-Kollektiv. Brüderlich zusammengeschlossen und personell eng verzahnt, will der Party-Drilling allen ein Zuhause bieten, die in der Löwenstadt erwachsen, classy und ein kleines bisschen alternativ ausgehen wollen.
Dance Tonight! Revolution Tomorrow!
Während im coolen Lindbergh-Hotel am Kalenwall die Stromgitarre regiert, wird in der skurrilen Pantone (Steinstraße) zu allem gefeiert, was groovt und swingt und gute Vibes aussendet. Das Eulenglück, das mächtige Flaggschiff der Kolchose, das mit seinem Biergarten im Erdgeschoss des Partyturms am Gieseler residiert, mag Beats in diversen Variationen – da darf es dann aber auch schon mal richtig scheppern! Gemeinsam haben sich die drei Clubs auf die Fahne geschrieben, dass ihre DJs gewisse Qualitätsstandards einhalten. Casting-Dreck, Charts-Blödsinn oder Mallorca-Mist muss in diesem „Trio Infernal“ keiner fürchten.
Für die Gäste soll der Zusammenschluss der drei Clubs in einem phunkwirtschaftlichen Großbetrieb sozialistischer Prägung nur Vorteile bringen, zumal auch größere Events oder Konzerte gemeinsam leichter zu stemmen sind. Kolchose-Party, ick hör dir trapsen!
United we stand, divided we fall.
Freundschaft!
Es war Anno 2008, als Tony Flexen beschloss, dass Braunschweig reif sei für ein gemütliches Indie-Hotel mit Tanzfläche. Dem Salzgitteraner Pegeltrinker schwebte etwas ganz Besonderes vor, ein dunkler Schuppen mit viel guter Musik, von Soul über (deutschen) HipHop bis zu hartem Gitarrenrock. Klar, dass Flexens treuer Hirsch Hershel ihm hinter der Theke Gesellschaft leisten sollte.
Irgendwann wurde es Flexen in Braunschweig aber doch zu bunt, Hals über Kopf verließ der Weltenbummler die Stadt und ward seitdem nicht mehr gesehen. Böse Zungen behaupten, er hätte vor mehreren Vaterschaftsklagen Reißaus genommen. Wie auch immer: Seitdem hat jedenfalls ein Typ namens Marco die Lindbergh-Fäden in der Hand.
Der Kneipier wider Willen, der unter seinem Pullover stets eine Bowlingkugel mit sich herumträgt, behauptet, mal Bassist in einer Hardcore-Kapelle gewesen zu sein. So erklärt sich auch die neue musikalische Ausrichtung des Lindbergh Palace, denn seit August 2014 gibt es hier „Strictly Gitarrenmusik“: Rock, Indie, Heavy Metal, Arena Rock, Industrial, Punk & Skate-Punk, Grunge, Acid Rock, Beat, Progressive, Alternative, Folk- und Pubrock, Hardcore, British, Psychedelic und für alle, die es am Sonntag wieder nicht zur Kirche schaffen, vielleicht sogar einen Akkord Christian Rock. Na gut, vielleicht auch nicht.
Mit seinem Hang zu verzerrten Klampfen, die von ehemaligen Merz-Plattendrehern wie DJ Ace Venture und DJ Young & Aspiring oder den Champagne-Supernova-Jungs durch die Boxen gehämmert werden, ist der Lindbergh Palace der wohl härteste Hund Hirsch der Disko-Kolchose. Wer Rock'n'Roll für Lärmbelästigung hält, sollte um Braunschweigs neues „Home of the Stromgitarre“ am Kalenwall lieber einen großen Bogen machen!
Was du noch nicht über den Lindbergh Palace wusstest:
Der urige Rockschuppen ist nicht etwa nach dem legendären Luftfahrtpionier benannt, sondern erinnert an Dieter Lindbergh aus Mösingen an der Flunsch. Der fast vergessene Innenausstatter gilt als der Erfinder des bunten, kegelförmigen Partyhütchens aus Pappe, ohne das jede Fete nur halb so schön wäre.
Wer einmal in der Pantone war, wird den Besuch so schnell nicht wieder vergessen. Das fängt mit der ungewöhnlichen Lage an – die Bar ist mitten in einem Parkhaus
gelegen – und hört bei den zahlreichen skurrilen Dekostücken nicht auf. Wer in der Pantone ist, der verdrängt schon mal für ein paar Stunden, dass er nicht in einem Club in
Berlin, London oder Paris feiert, sondern immer noch in der niedersächsischen Provinz.
Die Pantone ist ein Paralleluniversum, eine Bizarro-Welt, ein
Wohnzimmer des Wahnsinns. Ihre Wände kleiden Fotos von Exzentrikern wie Terry Richardson, Woody Allen und Jacques Palminger, und irgendwie strahlt die Bar genau das aus:
die frech-lüsterne Chuzpe des Fotografen, das neurotische Genie des Filmemachers und die krude Lässigkeit des Musikers.
Stichwort Musik. Was es in
der Pantone auf die Ohren gibt, lässt sich mit einem Attribut zusammenfassen: tanzbar! Die Palette der Stile ist breit: Soul, Bossa Nova, Boogaloo, HipHop, NuJazz, NuDisco,
transkontinentaler Afro-Groove, Doo-Wop und anderer Funky Shit, aber auch knackige Sounds mit Future-Anleihen wie Glitch Hop, Deep House oder Electro Swing. Und vieles mehr, was den
fähigen und experimentierfreudigen Pantone-DJs in den Sinn und zwischen die Finger kommt. Dass in diesem Sound-Kaleidoskop die gute alte Vinyl-Schallplatte noch in Ehren
gehalten wird, versteht sich von selbst.
Was gibt es sonst noch zu sagen über die Pantone? Ach ja, die Altersbeschränkung. Unter 25 Jahren gilt für
Männer das gleiche wie für Hunde: „Wir müssen draußen bleiben.“ Frauen dürfen schon mit 21 rein, weil die ja bekanntlich immer etwas schlauer sind!
Was du noch nicht über die Pantone wusstest:
Tim Pinnisher, der hochgewachsene Captain der gemütlichen Wohnzimmerbar, ist buchstäblich von Kopf bis Fuß tätowiert.
Selbst seine Geschlechtsteile sind bunt bemalt. Wer errät, welches wechselwarme Reptil es auf sein Skrotum geschafft hat, erhält in der Pantone eine kleine Fanta ohne Eis.
Bring it down, Timmy!
Schon vor ihrer Eröffnung im August 2014 rankten sich zahlreiche Rätsel und Legenden um das neue Flaggschiff der Disko-Kolchose. Wird es so schön wie früher, als Panoptikum und Merz vor allem alternative Besucher ins Erdgeschoss des Partyturms am Gieseler lockten? Stimmt es, dass die Beatsteaks schon bald wieder auf einen ihrer gefürchteten Clubgigs vorbeischauen wollen?
Und warum steht neben der Tanzfläche eine fast zwei Meter hohe Harfe aus purem Gold?
Wie auch immer. Tatsache ist, dass die Eule das Braunschweiger Nachtleben um eine äußerst vielseitige Location bereichert. Club, Bar, Disko, Biergarten, Grillterrasse, Kneipe, Café, Konzertsaal oder Kickertreff – all das will und soll die Eule sein. Ein Schwerpunkt liegt dabei natürlich auf der guten Musik, die, anders als früher im Merz, aber nicht auf die quietschende Stromgitarre fixiert ist. Davon zeugt etwa, dass mit Tim Starr nicht nur Braunschweigs fähigster, sondern vielleicht auch vielseitigster DJ ins Eulennest geholt wurde, der jeden Donnerstag seine bunte Tüte mit Lakritz aus dem Ärmel schüttelt. Aber auch Windhunde wie LL Cool Szub und ULTRNX-Mastermind Ahoi Boi, die es den zügellosen Feierbiestern gerne so richtig schön elektronisch besorgen, gehören ganz sicher nicht in die Kategorie Armleuchter. Als „Urban Alternative Hop mit Electro-Dressing“ ist die stylehaltige Musikmische der Eule irgendwo bezeichnet worden. Kann man wohl so stehen lassen.
Auch optisch ist die Eule eine 1+ mit Doppelsternchen. Ganz viel Retro-Chic allenthalben, hier und da ein faszinierendes Gimmick, dazu zahlreiche Bilder und Tiere: Dem Auge wird in dieser Bar definitiv niemals langweilig! Zu sehen gibt es das alles jede Woche von Donnerstag bis Samstag.
Einfach toll, diese pfiffige Eule!
Was du noch nicht über die Eule wusstest:
Bei seinem Namen ist das jüngste und größte Mitglied der Disko-Kolchose ziemlich flexibel. Wundert euch also nicht, wenn plötzlich einmal vom Euleholzig die Rede ist. Oder „Eulivia Newton-John“ euch bei Facebook auf eine Veranstaltung einlädt! Hinter all dem könnte sich das kauzige Federvieh aus dem altehrwürdigen Gieseler-Turm verbergen.